Kräuter & Heilpflanzen

Das Einsammeln 

Das Einsammeln der Kräuter und Heilpflanzen muß an schönen, trockenen Tagen geschehen.

Die Blätter und Blüten dürfen nicht von starkem Regen oder starkem Morgentau benetzt sein und müssen nach dem Pflücken sobald als möglich, zum Trocknen auseinandergelegt werden.

Die Wurzeln hingegen gräbt man nach dem Regen, wenn der Boden noch weich ist, aus.

Bei dem Einsammeln achte man darauf, daß wildwachsende Pflanzen viel heilkräftiger sind als im Garten gezogene.

Hierbei gebrauche man die Vorsicht, daß man keine giftigen Pflanzen sammelt.

Blätter, Blüten und Kraut werden zum Trocknen über Drahtrahmen oder Netze oder über Papier recht lose ausgebreitet und in der Luft, an einer möglichst recht zugigen Stelle, im Schatten getrocknet.

Den direkten heißen Sonnenstahlen dürfen die Pflanzen niemals ausgesetzt werden, da denselben sonst der Saft (die Heilkräfte) zu sehr entzogen wird.

Bei anhaltendem Regen und im Herbste benutze man geheizte Räume zum Trocknen der Pflanzen.

Um sie vor Fäulnis zu bewahren, setze man dieselben an schönen Tagen unter öfterem Wenden der nicht mehr so scharfen Sonne aus.

Auch kann man die Pflanzen in kleine Bündel zusammenbinden und an einer zugigen Schattenseite, jedoch vor dem Regen geschützt, oder auf dem Speicher zum Trocknen aufhängen.   

 

Die Beeren werden meist frisch gepreßt oder eingekocht.

Sollten dieselben jedoch getrocknet werden, so breitet man sie am besten auf einem Rahmen von Drahtgeflecht, der mit Gaze überzogen ist, aus. Dann legt man den Rahmen auf erhöhte Gestelle; damit die Luft überall an die Beeren kann. Vor den Vögeln oder anderen Tieren schütze man sie durch einen Überzug von Mull oder Gaze.

 

Die Wurzeln werden vor dem Trocknen sauber abgewaschen (eventuell mit Bürste), gespalten bzw. zerschnitten, auf Bindfaden aufgereiht, aufgehängt und in der Luft getrocknet.

 

Nach dem Trocknen wird alles nochmals gut sortiert und das Schlechte entfernt.

Dann werden Blätter, Blüten, Kraut und Wurzeln klein geschnitten und in Pappschachteln oder Papiertüten an einem trockenen Orte aufbewahrt.

Vor allen Dingen ist darauf zu achten, daß die gesammelten Kräuter und Wurzeln, bevor sie zur Aufbewahrung weggelegt werden, vollständig trocken sind, weil sie sonst schimmelig werden, einen faulen, unangenehmen Geruch annehmen und zu Heilzwecken gänzlich unbrauchbar sind.

Da nicht jeder Zeit und Lust hat, selbst die Kräuter und Heilpflanzen zu sammeln, so sei darauf aufmerksam gemacht, daß sämtliche aufgeführten Kräuter und Heilpflanzen in jeder Form (Tee, Pulver, Tinktur) in allen Apotheken sowie Reformhäusern zu haben sind.

Anwendung

In Bezug auf die Anwendung der Heilkräuter hat man auf Alter, Geschlecht, Körperbeschaffenheit, Gewohnheit und Lebensweise Rücksicht zu nehmen; ebenso spielt Klima und Jahreszeit eine Rolle bei dem Teetrinken. Ein Mensch mit schwacher Körperbeschaffenheit darf nicht dieselbe Menge Tee trinken, wie ein kräftiger Mensch.

Ebenso darf man einem Kinde nicht so viel reichen, als einem Erwachsenen.

Daher erhalten kräftige und abgehärtete Leute selbstredend mehr als schwächliche und verweichlichte.  

 

Die Teekuren haben ganz besonders im Frühjahre und im Herbste eine sehr heilsame Wirkung.

 

Tagesportion (allgemein) 1-2 kleine Tassen.

  1-3   Jahre ein Viertel der Tagesportion,
  4-6   Jahre ein Drittel der Tagesportion,
  7-13 Jahre die Hälfte der Tagesportion,
14-23 Jahre zwei Drittel der Tagesportion,
24-60 Jahre volle Tagesportion.

 

Frauen trinken während der monatlichen Reinigung keinen Tee, wenn er nicht als förderndes oder stillendes Mittel der Blutung dienen soll. 

 

Fieberkranke sollen den Tee stets kalt trinken, aber auch im allgemeinen wirkt der Tee, kalt getrunken, ebenso gut als warm. 

 

Tee muß jedoch warm getrunken werden bei krampfhaften Zuständen oder wenn man Erwärmung oder Schweißerzeugung, z. B. bei Erkältungen, damit hervorrufen will. 

 

Der Bitterstoff, der in den verschiedenen Teearten enthalten ist, verbessert und unterstützt die Magensäfte und erzeugt gutes Blut.
Wer bitteren Tee nicht oder nur schlecht zu trinken vermag, der denke an den Trinkspruch:

„Trinkst du das Süße mit Lust, so trinke das Bittere mit Mut!“ 

Man beachte, daß Tee ohne Zuckerzusatz eine weit größere Wirkung erzeugt als mit demselben, ausgenommen in den Fällen, wo ein Zusatz von Honig besonders empfohlen ist, z. B. bei Hals- und Brustkrankheiten zur besseren Schleimlösung, wo er heilbringend und kräftigend wirkt.

Dem Frühstück- oder Abendtee kann man nach Geschmack Zucker oder Milch zusetzen. 

 

Bei der Verwendung von Heilkräutern benutzt man am vorteilhaftesten Kräuter des letzten Jahrgangs, weil die älteren Kräuter an würzigem Geruch und auch an Heilkraft verlieren.

 

Am besten verwende man mehrere Sorten von Tee zusammen.

Hierdurch wird eine weit bessere und kräftigere Heilwirkung hervorgerufen als bei dem Gebrauch von nur einer Sorte.

Außerdem übt der gemischte Tee einen weit wohltuenderen Einfluß auf den ganzen Körper aus, so daß der Erfolg umso größer ist.

 

Ist man genötigt, längere Zeit Tee zu trinken, so ist es ratsam von 8 zu 8 Tagen eine andere Mischung zu nehmen. 

 

Vorzugsweise gut wirkt der Tee, wenn er morgens nüchtern getrunken wird, sonst gilt als Regel 1-2 Stunden vor oder nach dem Essen.

 

Am wirksamsten aber ist der Tee, wenn er tagsüber schluckweise, alle 1-2 Stunden 1 Eßlöffel, genommen wird.

Mit diesem stündlichen schluckweisen Einnehmen wird dem Magen nur eine kleine Menge zugeführt.

Die Wirkung ist eine gleichmäßigere und anhaltendere; während größere Mengen, in längeren Zwischenräumen genommen, nicht genügend verarbeitet werden und deren Wirkung zum Teil verloren geht.

 

Bei chronischen Leiden, z. B. Diarrhoe, wo alle möglichen Mittel oft jahrelang ohne Erfolg angewandt wurden, hat der Tee, auf verschiedene Weise benutzt, in kurzer Zeit vollständige Heilung gebracht. 

 

Zu einer Tasse Tee nimmt man, wenn nicht anders angegeben, soviel, als man mit dem Daumen, dem Zeigefinger und dem Mittelfinger (etwa 3 g) fassen kann. (Bei den an und für sich sehr bitteren Tees, z. B. Wermut, nur ⅔-2 g.) 

Bei der Zubereitung müssen die Kräuter mit kochendem Wasser übergossen werden.

Das Gefäß wird zugedeckt, und nachdem die Kräuter 10-15 Minuten gezogen haben, wird der Tee abgeschüttet.

 

Kräftiger wird der Tee, wenn die Kräuter vorher mit kaltem Wasser zum auslaugen angesetzt werden (ca. 12 Std.), dann dieselben zum Kochen bringt und nach weiteren 10 Minuten abgießt.

Der Tee hat, auf diese Weise zubereitet, einen guten Geschmack und das der Pflanze eigene Aroma.

Durch dieses Verfahren wird aber auch die ganze Heilkraft der Pflanze ausgelaugt, gebunden und mit dem Tee dem Körper zugeführt. 

 

Soll eine schnellere und tiefere Einwirkung mit dem Tee erzielt werden,

z. B. Erwärmung oder Schweißerzeugung, so nimmt man zu den Kräutern Wein oder eine Mischung von Wasser und Wein und zwar am besten Rheinwein (Rotwein bei Durchfall usw.) 

 

Die zerschnittenen Wurzeln, Rinden und Hölzer werden mit kaltem Wasser aufgesetzt, 15 Minuten gekocht und dann abgeschüttet.

 

Sollen mehrere Arten von Tee (Wurzeln und Blätter — Rinden und Kraut) zusammen verwendet werden, so kocht man erst die Wurzeln bzw. die Rinden, schüttet den erhaltenen Absud kochend über die Blätter und läßt das Ganze bis zum Abschütten noch 10 Minuten ziehen.

 

Werden mehrere Arten von Tee gemischt, so nimmt man von jeder Art die gleiche Menge. 

Tinktur wird folgendermaßen bereitet: Eine Glasflasche (Einmachglas) wird bis zur Hälfte mit getrockneten Kräutern oder zerstampften Wurzeln gefüllt und diese dann mit gutem Kornbranntwein oder Spiritus übergossen, bis die Flasche voll ist. Darauf wird die Flasche fest verkorkt oder zugebunden. Dann läßt man das Ganze in der Sonne oder am warmen Ofen destillieren. Öfteres Schütteln ist zu empfehlen. Nach 2-3 Wochen wird die Flüssigkeit filtriert, in eine andere Flasche abgefüllt und die Tinktur ist zum Gebrauch fertig.

 

Aus getrockneten Kräutern hergestellte Tinkturen halten sich jahrelang; die aus frischen Pflanzen dagegen weniger lange, da das in ihnen befindliche Wasser Zersetzung herbeiführt.

 

Sollen in besonderen Fällen frische Blüten oder Kräuter verwendet werden, so ist dieses bei den betreffenden Pflanzen vermerkt.

(Tinktur kann mit Wasser oder Zucker genommen werden.)

 

Wird 95% Spiritus zu dem Ansetzen der Pflanzen benutzt, so wird der daraus gewonnene Extrakt später verdünnt.

Auf 1l Extrakt, 1l gekochtes, kalt gewordenes Wasser und ¼ kg Zucker. Von dieser verdünnten Tinktur können tägl. 2-3 Likörgläschen genommen werden, während die unverdünnte nur tropfenweise in Wasser oder auf Zucker genommen werden darf.

Zu Einreibungen benutze man die Tinktur unverdünnt.

Wie oben angegeben, kann auch Öltinktur bereitet werden, z. B. Kampferöl, Johanniskrautöl usw.

Bei Öltinkturen fällt der Verschluß durch Kork fort. Die Öffnung der Flasche muß bei Öltinktur mit Pergamentpapier oder einem leinenen Lappen überbunden werden. Um das Ranzigwerden des Öles zu verhindern, versieht man den Verschluß der Flasche mit einigen Luftlöchern. 

Das aus Pflanzenteilen bereitete Pulver wird den Suppen, der Milch oder dem Kaffee zugesetzt; auch kann es als Gewürz, aufs Butterbrot gestreut, dem Körper zugeführt werden.

Will man Pflanzenteile zu Pulver verwenden, so dörrt man dieselben nach dem Trocknen im Backofen oder in der Sonne und zerstößt sie in einem Mörser.

Die Wirkung des Pulvers ist die gleiche, wie des Tees.

Bevor Sie sich selbst mit Heilkräutern behandeln, lassen Sie sich stets von Ihrem Hausarzt, Apotheker oder Drogist Ihres Vertrauens beraten!

Dies ist unumgänglich notwendig, da nur sach- und fachkundige Personen Sie vor Unfällen oder Schäden durch den Gebrauch von Kräutern bewahren können.
Ich selbst schließe hiermit jede Art der Haftung oder Schadenersatzansprüche durch die Anwendung der hier veröffentlichten Rezepte ausdrücklich aus.

Die Verwendung findet ausschließlich auf eigene Gefahr statt.

Die Abschrift der Originaltexte geschah in Treu und Glauben nach bestem Wissen und Gewissen .

Personen, die keine praktischen Erfahrungen mit den notwendigen, naturwissenschaftlich fundierten Vorgehensweisen erworben haben, rate ich vom Gebrauch der Rezepte dringend ab; es wird nicht gelingen und man kann daher nur fehlen!

Viele Apotheker bieten auf Anfrage die Herstellung alter Haus-Hilfsmittel an.